Altstadt: ChangeMe

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In der Übersicht

Stadtmauer mit Schorren

In einer Urkunde aus dem Jahr 1320 wird Grünsfeld erstmals als Stadt bezeichnet, wobei Grünsfeld bereits früher, um 1280, als „oppidum“ erwähnt wird.

Im Mittelalter wurde unter einem Oppidum eine kleine stadtähnliche Siedlung mit Marktfunktion verstanden, der jedoch das offizielle kaiserliche Marktrecht fehlte. Der Ort konnte nun mit einer Mauer, Toren und Türmen befestigt werden.

Reste der Stadtbefestigung sind deutlich sichtbar auf dem „Schorren“ erhalten. Auf diesem schroffen, etwa 30 m hohen Felsplateau, errichteten die Herren von Zimmern und Rieneck im Hoch-Mittelalter ihre Burg und konnten von dort aus ihre Herrschaft im Grün- und Wittigbachtal absichern.

Die als „Schorren“ (altdeutsches Wort für „Fels“) bezeichnete Felswand unterhalb der Burgmauer gibt als geologischer „Aufschluss“ einen interessanten Blick in die lokale Erdgeschichte frei. Kalkschlammablagerungen des Muschelkalkmeeres, wurden vor mehr als 200 Millionen Jahren durch den Druck der darüber liegenden Schichten zu Kalkstein verfestigt. Millionen Jahre später wurde dieses Schichtpaket von Südwesten her angehoben, schräg gestellt und fallen somit Richtung Südosten ab. Deutlich sichtbare Verwerfungen gehen auf Hebungen und Erdbeben zurück.

Im oberen Bereich sind pilzartige Felsen zu sehen. Sie bestehen aus härteren Gesteinsformationen des „Unteren Muschelkalkes“ und trotzten der Erosion durch den „Ur-Wittigbach“. Über Abertausende von Jahren mäandrierte dieser durch das heutige Tal und schuf mit seinem „Prallhang" die heutige Felsformation.

Stadtmauer und Türme

Den Grafen von Rieneck verdankt Grünsfeld ausgedehnte Befestigungsanlagen. Die Stadtmauer mit Wall und Graben und 20 Wehrtürmen, die im 13.  Jahrhundert errichtet wurde, ergab eine imposante Silhouette und so wurde die Stadt im 19. Jahrhundert auch als „Klein-Rothenburg“ oder als „Badisches Rothenburg“ bezeichnet.

Den oberen 150 Fuß hohen Torturm („Hausemer Tor“ oder auch „Hoher Turm“ genannt) am Weg nach Hausen im Bereich des heutigen Gebäudes der Grundschule flankierten zwei Zenttürme mit Gefängnissen. Ein weiterer Torturm (etwa 30 m hoch) stand am unteren Stadtausgang Richtung Zimmern, dem „Würzburger Tor“. Die Wächter konnten von den Türmerwohnungen aus die  Wege nach Würzburg, Ochsenfurt, Tauberbischofsheim und Lauda überblicken. Vom Turm beim Wassertor war der Zusammenfluss von Wittig- und Grünbach zu überschauen.

Vom Wartturm auf dem Schalksberg (westlich der Stadt) waren die Warttürme in Lauda und Dittigheim sowie die Kirchtürme von Krensheim, Poppenhausen, Wittighausen, Bütthard und Vilchband einzusehen.

Nach dem großen Brand (1861) musste auf Geheiß der badischen Regierung (Geheimrat Böhme aus Mannheim) der Abriss der Stadtmauer erfolgen. Auch die beiden Stadttore wurden entfernt, damit die zukünftige Gefahrenabwehr nicht durch diese Bauwerke beeinträchtigt würde.

Teile der Stadtmauer finden sich auch heute noch an verschiedenen Stellen, so am Stadtbrunnen und von der Kirche bis zum Zehntgebäude. Dabei sind auch noch die Reste von zwei Wehrtürmen erhalten geblieben.

Rathaus

Ursprüngliche Bestandteile stammen aus dem Hochmittelalter 13. Jahrhundert. Der Grundriss ist seither annähernd unverändert.

Der heutige Bau aus dem Jahre 1579 (Renaissance) dokumentiert das Selbstbewusstsein einer freien und wohlhabenden Bürgerschaft wenige Jahre nach der Beendigung der Leibeigenschaft im Jahre 1561 durch den Landgrafen Ludwig Heinrich zu Leuchtenberg.

Das Obergeschoss beeindruckt durch sein reiches Zierfachwerk und lässt das Gebäude als eines der schönsten Rathäuser Frankens erscheinen.

Namen und Bilder im Fachwerk erinnern bis heute an die damaligen Bürgermeister der Stadt.

Der Treppenturm wurde in typisch fränkischer Bauweise in die Mitte der Vorderseite platziert und dabei hälftig nach außen, hälftig nach innen gestaltet.

In früherer Zeit (bis Anfang des 20. Jahrhunderts) wurde das Erdgeschoss als offene Markthalle verwendet. Der weitere Ausbau führte zum heutigen Bestand.

Weitere Informationen zum Rathaus und zur Stadtgeschichte finden sich auf einer Steintafel an der Südseite des Gebäudes.

Katholische Stadtkirche St. Peter und Paul

Das Gotteshaus der katholischen Kirchengemeinde umfasst unterschiedliche Baustile von der Romanik (unteres Geschoss des Turmes) über die Gotik, Renaissance, Barock bis zur Moderne. Dieser Stilmix prägt das gesamte Bauwerk.

Mit 75 Metern erreicht der Kirchturm eine außergewöhnliche Höhe. Das Kreuzigungsrelief an der Außenwand des Chores stammt aus dem Jahr 1408. Der gotische Chor und die Sakristei wurden vermutlich im 14. Jahrhundert erbaut. Das Langhaus und die barocke Ausgestaltung der Kirche erfolgten nach dem 30 - jährigen Krieg, ab dem Jahr 1659.

Unter dem herabhängenden spätgotischen Kreuz, das aus der Schule Riemenschneiders bzw. von ihm selbst stammen dürfte, steht zentral der blütenkelchartige, achteckige Zelebrationsaltar (1972) von O. Lieb; links zurück am Choreingang der Sakramentsaltar von Vombach, der den Übergang zwischen Rokoko zum Zopfstil erkennen lässt, rechts am Choreingang die holzgeschnitzte Renaissancekanzel auf steinerner Treppe (1679) mit karikaturähnlichen Figuren; im polygonalen, geschlossenen gotischen Chor mit Netzgewölbe (1488) stehen der barocke Hochaltar (1781) von G. Winterstein und an der Südwand das Denkmal der Dorothea von Rieneck, das Riemenschneider zugeschrieben wird. Die "Marienkapelle", ein zweijochiger, sich zum Langhaus öffnender Bauteil, in dem Engel die Eckkonsolen bilden, die auf Wappenschildern die Leidenswerkzeuge Christi halten, birgt außer dem Marienaltar und anderen barocken Figuren ein gotisches Sakramentshäuschen und einen Renaissancetaufstein (1618), an dessen Fußschaft die Evangelisten mit ihren Attributen sitzen. Im saalartigen Längsschiff zieren die barocken Kreuzwegbilder die Wände, wobei die 15. Station die hl. Helena bei der Kreuzauffindung zeigt, die Emporenbrüstung das Bild der hl. Cäcilia mit singenden Engeln. Das Seitenschiff (1960-1968) mit einem Glasfenster von E. Wachter, das in drei Kreisen die Schöpfung, den Sündenfall und den neuen Himmel zeigt, schmücken verschiedene prachtvolle Denkmäler, von denen das Alabasterdenkmal im Renaissancestil (1673) für Abt Wundert von Bronnbach und seine Eltern herausragt, ebenso die Denkmäler für Leuchtenberg.

Das kulturgeschichtlich bedeutendste Element ist das Grabmal der Dorothea, Gräfin zu Wertheim, geborene von Rieneck, verwitwete von Leuchtenberg, das nach ihrem Tod im Jahre 1503 von Tilman Riemenschneider aus Würzburg geschaffen wurde. Er gilt als wichtigster Bildhauer und Bildschnitzer des zu Ende gehenden Mittelalters um 1500.

Außen, an der Südseite der Kirche, befindet sich eine typisch mittelalterliche Totenleuchte, gestiftet von Dorothea und ihrem zweiten Ehemann, Asmus von Wertheim. Die ihr gegenüberliegende Ölberggruppe wurde von dem Bildhauer Fischinger aus Lauda geschaffen.

Friedhof mit historischen Grabmälern und Gedenkstätten

Der Friedhof zeigt einige überraschende Besonderheiten.

Die Entwicklung einer florierenden Steinindustrie in Grünsfeld im 19. Jahrhundert führte auch zur Ansiedlung von Bildhauern. Hochqualifizierte Steinmetze erarbeiteten für ihre Familien zahlreiche wertvolle Grabstätten. So ergibt sich eine interessante Vielfalt an Grabmalen aus heimischem Muschelkalk. Vor allem Elemente des Jugendstils überzeugen in ihrer künstlerischen Qualität und geben dem Friedhof unserer fränkischen Kleinstadt eine ganz besondere Note.

So findet sich auch eine Bildhauerarbeit aus der Zeit der Dorothea von Rieneck im oberen Teil des Friedhofes. Er stellt die Ölbergszene des Neuen Testamentes dar. Diese Figurengruppe befand sich ursprünglich an der Südwand der Kirche.

Weiterhin steht im oberen Teil des Friedhofes auch ein Gedenkstein für die Opfer aus dem Deutsch-Deutschen Bruderkrieg 1866, gestiftet vom Hamburger Senat. An der Stadtmauer, an der Südgrenze des Friedhofes, erinnert ein Grabstein an die Soldaten, die bei Kriegsende 1945 in Grünsfeld gefallen sind. Die Gedenkstätte (rechts neben dem westlichen Eingang) für die Gefallenen der beiden Weltkriege wurde vom Würzburger Bildhauer Ernst Singer gestaltet. Ebenso die Grabmäler des früheren Bürgermeisters Willi Bau und der Grünsfelder Priester Franz Seubert und Georg Englert.

Der Gedenkstein vor dem Eingang erinnert an die Deportation der letzten Grünsfelder jüdischen Mitbürger im Oktober 1940 nach Gurs (Frankreich).

Amtshaus und Museen

Das Fürstbischöflich-Würzburgische Amtshaus mit schönem Fachwerk und markantem Torbogen aus dem Jahre 1491 wurde als repräsentativer Sitz des Amtskellers, dem Verwalter des Fürstbischofs vor Ort errichtet.

Im Innern überraschen das Treppenhaus aus der Barockzeit und die restaurierten historischen Stuckdecken die Besucher.

Heute beherbergt das Haus das„ Museum im Amtshaus“. Die Sammlungen zeigen weltliche und sakrale Gegenstände aus der Stadtgeschichte, wobei das Gebäude an sich nach der sachgerechten Sanierung und Restaurierung seit 1999 ein beeindruckendes Schauobjekt seiner Baugeschichte darstellt. So zeigt ein Fenster die Jahreszahl 1596.

Unmittelbar im Anschluss wurde eine „Pädagogische Steinmetzwerkstatt“ errichtet. Sie zeigt aus dem Nachlass von Steinmetzen und Bildhauern, die in Grünsfeld gewohnt hatten, wertvolle Anschauungsgegenstände ihrer Kunst. Zusätzlich werden die handwerklich-künstlerischen Techniken der Steinbearbeitung anschaulich präsentiert.

Im dazugehörigen Garten finden sich weitere sehenswerte Anschauungsobjekte der Steinmetzkunst und ihres heimischen Arbeitsmaterials, dem Muschelkalk. Im Hintergrund des Gebäudeensembles erhebt sich wiederum ein markanter Rest der ehemaligen Stadtmauer.

Burghof mit Zehntscheune

Die ehemalige Grünsfelder Burg, erbaut etwa ab dem Jahr 1215 von den Grafen von Rieneck, mit Türmen und Zugbrücke, der Nikolauskapelle sowie Lagergebäude und Keller für Getreide und Wein, wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut. Aufgrund der wechselnden Verhältnisse sind bis heute nur noch Reste der Wehranlagen und das Zehntgebäude erhalten geblieben.

Im Dreißigjährigen Krieg wechselten die Besitzer häufig. Mal sind es die  Schweden, mal die Kaiserlichen, die sich einquartieren, was zu enormen finanziellen Belastungen führte.

1632 bis 1634 war die Burg Hauptquartier von Graf Tilly, dem obersten Heerführer der katholischen Liga und der kaiserlichen Truppen. Gegen Ende (1642) suchten die Bewohner der umliegenden Amtsdörfer den Schutz der Stadtmauern. Die Burg, zunächst im 16. und 17. Jahrhundert mehrfach renoviert, verfiel nach dem Dreißigjährigen Krieg teilweise und wurde bis auf die Zehntscheune abgebrochen.

Der Rienecksaal im Erdgeschoss der ehemaligen Zehntscheune ist nach den Grafen von Rieneck benannt (Unterfranken). Er dient heute als Festsaal für die Stadt und ihre Bürgerschaft. Der Leuchtenbergsaal im Obergeschoss erinnert an die Landgrafen von Leuchtenberg (Oberpfalz). Dort ist eine stadtgeschichtliche Ausstellung „Zeitreise durch Grünsfeld“ zu sehen. Der ehemalige Weinkeller unter dem Zehntgebäude soll einmal Platz für 1 Million Liter Wein geboten haben. Der ehemalige Burgbrunnen mit einem max. Durchmesser von 3 Metern, einer Gesamttiefe von mehr als 25 Metern, ist von oben her gemauert und ab 10 Metern durch den Fels in die Tiefe getrieben. Er diente der Wasserversorgung der Burgbewohner.

Prozessionsaltar 1 - Ecke Leuchtenbergstraße - Ringstraße

Der Ursprung der vier Prozessaltäre liegt im 17. Jahrhundert, in der Barockzeit. Sie stellen somit ein sichtbares öffentliches Zeichen der Gegenreformation dar. Die Prozessionsaltäre werden auch heute noch alljährlich am Fest Fronleichnam für die Gestaltung einer Prozession genutzt. Sie verweisen symbolisch auf das Sakrament der Eucharistie, das bei diesem Fest öffentlich präsentiert und gefeiert wird.

Der Prozessionsaltar Ecke Leuchtenbergstraße - Ringstraße (1704) ist die erste Station der Prozession am Fest Fronleichnam. Das Altarbild veranschaulicht symbolisch das Sakrament der Eucharistie. Der Bildstock gegenüber, unterhalb des „Schorren“, zeigt deutlich die Ikonographie der „Heilig- Blut-Wallfahrt“ von Walldürn (errichtet im Jahre 1739 von Anna-Maria Zingiin). Er ist ein herausragendes Beispiel von zahlreichen Bildstöcken in der Region. Häufig lassen sich marianische Motive erkennen, die der Region den Beinamen „Madonnenländchen“ eingebracht haben.

Prozessionsaltar 2 - Nähe des Stadtbrunnens

Der Ursprung der vier Prozessaltäre liegt im 17. Jahrhundert, in der Barockzeit. Sie stellen somit ein sichtbares öffentliches Zeichen der Gegenreformation dar. Die Prozessionsaltäre werden auch heute noch alljährlich am Fest Fronleichnam für die Gestaltung einer Prozession genutzt. Sie verweisen symbolisch auf das Sakrament der Eucharistie, das bei diesem Fest öffentlich präsentiert und gefeiert wird.

Der Prozessionsaltar in der Nähe des Stadtbrunnens stammt aus dem Jahr 1698. Das Altarbild zeigt zwei Engel, die die Strahlenmonstranz mit dem Allerheiligsten tragen. In der linken Seitenwange ist der Mond und in der rechten die Sonne dargestellt. Zu sehen ist auch das Wappen der Familie Wüst, vermutlich Stifter des Prozessionsaltares.

Prozessionsaltar 3 - Ecke Lange Gasse - Steinbachstraße

Der Ursprung der vier Prozessaltäre liegt im 17. Jahrhundert, in der Barockzeit. Sie stellen somit ein sichtbares öffentliches Zeichen der Gegenreformation dar. Die Prozessionsaltäre werden auch heute noch alljährlich am Fest Fronleichnam für die Gestaltung einer Prozession genutzt. Sie verweisen symbolisch auf das Sakrament der Eucharistie, das bei diesem Fest öffentlich präsentiert und gefeiert wird.

Auch der Prozessionsaltar Ecke Lange Gasse – Steinbachstraße aus dem Jahr 1698 zeigt eine Darstellung der Heiligen Eucharistie. Zwei Engel knien anbetend rechts und links eines Altares, auf dem die goldene Strahlenmonstranz steht.

Die Hostie trägt die symbolisierte Aufschrift „J H S“ (griechisch: Jesus Christos Soter. Das bedeutet: Jesus Christus ist der Retter / Heiland).

Prozessionsaltar 4 - Ecke Lange Gasse - Hauptstraße

Der Ursprung der vier Prozessaltäre liegt im 17. Jahrhundert, in der Barockzeit. Sie stellen somit ein sichtbares öffentliches Zeichen der Gegenreformation dar. Die Prozessionsaltäre werden auch heute noch alljährlich am Fest Fronleichnam für die Gestaltung einer Prozession genutzt. Sie verweisen symbolisch auf das Sakrament der Eucharistie, das bei diesem Fest öffentlich präsentiert und gefeiert wird.

Als Schlusspunkt der vier Prozessionsaltäre zeigt dieser 4. Altar aus dem Jahr 1627 das Zentralereignis im Leben Jesu, die Kreuzigung. Das Sakrament der Hl. Eucharistie, mit den entsprechenden Darstellungen in den ersten drei Altären, verweist auf die zeitlose Gegenwart des auferstandenen Christus für die Gläubigen im Sakrament.

Die Besonderheit dieses Altares besteht darin, dass das Altarbild von einem älteren Altar aus dem Jahr 1453 stammt und hier in der jetzt sichtbaren Weise neu inszeniert wurde. Vermutlich hat das große Peststerben im Jahr 1607, dem 700 Einwohner der Stadt zum Opfer fielen, zur Errichtung dieses Altares geführt. Viele Katholiken überlebten als ohnmächtige, leidende Menschen diese Katastrophe und fanden in der nachreformatorischen Zeit verstärkt zu Gelübden, Prozessionen und Wallfahrtsaktivitäten zurück. 1633 verstarben noch einmal 220 Grünsfelder an
der Pest.

Der Bildstock gegenüber zeigt die Darstellung einer Pieta, d.h. Jesu Mutter Maria hält ihren toten, vom Kreuz abgenommenen, Sohn auf ihrem Schoß.

Haus Derr

Ob es sich bei dem Haus in der Abt-Wundert-Straße um einen Teil des „unteren Fronhofes“ handelt, ist laut Historiker Dr. Elmar Weiß ungewiss.

Sicher aber ist dieses Wohnhaus ein beeindruckendes Beispiel eines fränkischen Fachwerkbaus. Die gesamte Hofanlage wurde im Jahr 1692 erbaut. Mit ihrem historischen Brunnen im Garten zeigt sie den ursprünglichen, typisch fränkischen Dreiseithof mit abschließender Toranlage mit Rundbogen (Jahreszahl 1713).

Fachwerk-Gebäudeensemble

Der Ursprung des Gebäudeensembles stammt aus der Zeit um 1500 und zeigt ein charakteristisches gotisches Fachwerk. Die Holzverzapfungen entsprechen hierbei einer äußerst seltenen und hochwertigen Zimmermannsarbeit.

Im 20. Jahrhundert befanden sich hier verschiedene Geschäfte des nichttäglichen Bedarfs, zeitweise auch ein Lebensmittelgeschäft. Im Rahmen der Stadtsanierung wurden 1985 die Gebäude abgetragen. Das Landesdenkmalamt wollte das exemplarische Fachwerk erhalten. Die Pfosten und Streben wurden deshalb nummeriert und soweit wie möglich im Ober- und Dachgeschoß wieder verwendet.

Gegenüber auf der anderen Straßenseite befindet sich das ehemalige „Haus Härtig“, das wohl jahrhundertelang einer bedeutenden Kaufmannsfamilie gehörte.

Haus Mainhard

Nach dem Tod des Erbauers Adolf Mainhard ersteigerte die Stadt Grünsfeld das Geschäftshaus.

Es diente bis 1957 als Schulhaus mit zwei Klassenzimmern im Erdgeschoss und zwei Lehrerwohnungen im Obergeschoss. Danach wurde es als Postgebäude bis 1987 und anschließend als Textilgeschäft genutzt. Seit 2004 befindet sich in diesem repräsentativen Gebäude die Achatius-Apotheke.

Stilistisch bildet dieses Haus zusammen mit den anschließenden Gebäuden in der Hauptstraße eine Einheit. Dieses Ensemble ist gekennzeichnet durch dekorative Bauelemente wie sie für die so genannte „Gründerzeit“ nach 1871 typisch sind. Besonders auffällig sind die Terra Cotta-Tafeln als Schmuckfries unterhalb der Dachtraufe.

Ev. Gemeindehaus mit nahegelegener Mikwe und ehemalige jüdische Wohnhäuser

Eine ehemalige Scheune mit Gewölbekeller wurde im Jahr 2002 zum Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Königshofen-Grünsfeld umgebaut.

Der Hauptraum besticht durch seine klare architektonische Linie und wird dadurch seiner Aufgabe als Gottesdienstraum hervorragend gerecht. Ein historisches Element ist ein Taufbecken aus der Zeit von Fürstbischof Julius Echter.

Die mittelalterliche Mikwe (jüdisches Ritualbad) im Keller des Nachbarhauses (privat) ist Zeugnis für die lebendige Kultur der Grünsfelder jüdischen Gemeinde. Über viele Jahrhunderte, vom Mittelalter (urkundlich ab 1298) bis zur nationalsozialistischen Verfolgung, ist die wechselvolle Geschichte der jüdischen Gemeinde belegt. Im Mittelalter befand sich das rituelle Bad (wie auch in Wertheim, Tauberbischofsheim, Lauda) in einem „Judenhof“, der neben der Synagoge eine Metzgerei, eine Bäckerei und ein Tanzhaus umfasste.

Verschiedene Häuser aus ehemals jüdischem Besitz an der Hauptstraße und am Eingang zur Treppengasse bezeugen die gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung der Juden.

Im 19. Jh. lebten in Grünsfeld bis zu 63 Bürger jüdischen Glaubens. Besonders zu beachten ist das Relief eines „Judenkopfes“ (am Haus Treppengasse Nr. 1), der für die Region Franken als einmalig gelten darf. Hier findet sich auch an der Haustüre die Vertiefung für die Mesusa (Schatulle mit dem jüdischen Glaubensbekenntnis), allerdings inzwischen durch Mauerputz verborgen.

Haus Barthel

Das Haus Barthel ist aufgrund der oftmals zerstörerischen Ereignisse wie Feuer und Hochwasser eines der letzten historischen bäuerlichen Bauwerke. Sicher hatte die Besitzerfamilie in historischer Zeit eine herausragende Rolle in der bäuerlich geprägten Gesellschaft.

Bei der Restaurierung des Wohngebäudes wurde auch das sehr schöne Fachwerk der Giebelseite freigelegt. Längst sind die ehemaligen Wirtschaftsgebäude verschwunden, da sie inzwischen nach der Aussiedelung des Betriebes funktionslos geworden waren.

Kreuzigungsgruppe in der Steinbachstraße

Im Jahr 1718 wurde diese Kreuzigungsgruppe von der ortsansässigen Familie Spall initiiert und gestiftet. Sie ist heute eine Station bei der Flurprozession.

Die Gestaltung und Ausführung oblag einem gewissen Valdin Rames. Auffällig ist auch die Gestaltung des Mühlen-Wappens.

Missionskreuz in der Hauptstraße

Eine Folge von Kulturkampf , Protest und Revolution in der Mitte des 19. Jahrhundert. (Militäreinsatz des badischen Heeres 1853 in Grünsfeld) waren verstärkte Bemühungen der katholischen Kirchengemeinde um religiöse Erneuerung.

Missionsveranstaltungen im Sinne einer „inneren Mission“ zogen zahlreiche Besucher an, und so wurde auf dem Weg nach Hausen ein 14 Fuß hohes Missionskreuz aufgestellt, das vom hiesigen Rentmeister Vollrath gefertigt wurde.

Ehemaliges „Kaiserliches Postamt“

Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt sich in Deutschland die Industrialisierung und bringt einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung: die so genannte „Gründerzeit“.

Ein Beispiel hierfür ist das Gebäude in der Abt-Wundert-Straße, das 1909 von Georg Waldherr und seiner Ehefrau Klara erworben wurde.
Es beherbergte das „Kaiserliche Postamt“. Die Post in Grünsfeld wurde dann im Jahr 1936 in eine Postagentur umgewandelt. Der Standort des Postamtes ist wohl durch die Nähe zum Bahnhof bedingt, da die Bahn ja früher das entscheidende Transportmittel der Post war.

Stadtbrunnen und Hochwassermarken

In seiner heutigen Form ist der Stadtbrunnen das letzte sichtbare Element der mittelalterlichen Wasserversorgung der Grünsfelder Bevölkerung. Mehrere offene Quellzuflüsse speisen das Gewässer. Unmittelbar daneben stand das ehemalige Badhaus. Bis in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde das Quellwasser als Trinkwasser genutzt.

Im Hintergrund erhaltene Reste der westlichen Stadtmauer. Am gegenüberliegenden Wohnhaus verweisen Hochwassermarken auf unterschiedliche Hochwasserereignisse im Laufe der vergangenen Jahrhunderte und auf die Gefährdungslage im tiefer-liegenden Stadtbereich.

Historische Brücke über den Grünbach

Die kleine Brücke wird im Volksmund auch „Kamelbrückle“ genannt.

Die Brücke über den Grünbach (unmittelbar nach der Vereinigung mit dem Wittigbach) wurde im April 1727 von dem „Maurer Feuerstein“ gebaut. Peter Feuerstein war etwa 1726 aus Vorarlberg in Österreich über Ulm, wo er auch am Bau des Ulmer Münsters beteiligt gewesen war, in die Stadt Grünsfeld gekommen. Hier wohnte er im Storchenturm (am Stadtbrunnen) und verdiente
seinen Unterhalt zunächst als Schweinehirte.

Schließlich schlossen die damaligen Bürgermeister Georg Spang und Hans Heilig mit ihm einen Vertrag zum Bau der Brücke ab, welcher unter anderem beinhaltete, dass der Baumeister Feuerstein eine lebenslange Bürgschaft abzugeben hätte. Sollte die Brücke irgendwann Schaden nehmen, so habe Peter Feuerstein zeitlebens dafür aufzukommen und das Bauwerk zu erneuern. Die
Brücke überstand jedoch ohne Schaden die Jahrhunderte, auch das große Hochwasser von 1911, weil er „Straßendreck“ als Mörtel verwendet hatte, der einen hohen Quarzanteil beinhaltet und damit sehr hart und widerstandsfähig ist.

Monumentalplastik „Der Sportler“

„Der Sportler“ ist eine typische, etwa drei Meter hohe, aus Muschelkalk gefertigte Monumentalfigur.

Im Stil des „Nationalsozialistischen Realismus, dem allein gültigen Kunstverständnis des sog. Dritten Reiches. “ gestaltete der Bildhauer diese überlebensgroße Figur, er stellt den unbesiegbaren Sportler, eine Idealisierung des „arischen Menschen“ dar. Im Volksmund heißt die Figur auch „der starke Heinrich“.

Aufgrund der früher bedeutenden Steinindustrie in Grünsfeld wurden hier auch Kunstwerke der nationalsozialistischen Künstler in Werkstätten und Ateliers geschaffen. Nicht gesichert ist der Bildhauer, der die Figur schuf. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Arbeit von Arno Breker, einem der bedeutendsten Bildhauer jener Zeit.

Durch das herannahende Kriegsende konnte „Der Sportler“ nicht mehr abtransportiert werden und verblieb als Relikt dieser Zeit am Ort seiner Entstehung. Diese Großplastik ist eine von ursprünglich drei Figuren, die an der Ostgrenze im damaligen Ostpreußen aufgestellt werden sollten.

Die Steine für die unfertigen beiden anderen Figuren wurden anderweitig verwendet. Auch die ursprünglich noch vorhandenen Gipsmodelle wurden zerstört.

Wendelsmühle und alter Mühlkanal

An den zwei Bachläufen in den Grünsfelder Talauen konnten sich in einem ansonsten wasserarmen Gebiet eine Reihe von Mühlen ansiedeln. Sie trugen im Laufe der Jahrhunderte zum Wohlstand der Bürgerschaft bei.

Um 1750 erbaute Michael Hahner die Wendelsmühle. Sie beeindruckt durch ihren barocken Baustil und die Einbettung in die Grünbachaue. Mit ihren Wasserbauten und dem regulierten Mühlkanal von ca. 150 m Länge bezeugt sie die hohe Kunst früherer Generationen beim Mahlen von Getreide als grundlegender Dienstleistung.

Dabei ging es darum, einen Mühlkanal vom vorbeifließenden Grünbach so abzuzweigen, dass direkt an der Mühle ein möglichst großer Höhenunterschied gewonnen wurde, um die Energie des fließenden Wassers optimal zu nutzen. Der heutige Name stammt von seinem zweiten Besitzer, Dietrich Wendel. Seit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert ist die Mühle im Besitz der Familie Englert, seit etwa 1970 wird kein Getreide mehr gemahlen.

Am historischen Mühlkanal ist aber seit 2010 ein kleines Wasserkraftwerk zur regenerativen Stromerzeugung in Betrieb.